Simone Veil, geboren als Simone Jacob am 13. Juli 1927 in Nizza, Frankreich, war eine Überlebende des Holocaust und eine bekannte Persönlichkeit der französischen Nachkriegsgesellschaft. Sie war das jüngste von vier Kindern in einer säkularen jüdischen Familie. Mit der Besetzung Frankreichs durch die Nazis nahm ihr Leben eine dramatische Wendung. Im März 1944, im Alter von nur 16 Jahren, wurde sie zusammen mit ihrer Familie von der Gestapo verhaftet und nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Ihr Vater und ihr Bruder wurden nach Litauen deportiert und kehrten nie zurück, während Simone, ihre Mutter und ihre Schwester Madeleine in verschiedene Konzentrationslager geschickt wurden. Trotz Zwangsarbeit und unmenschlicher Bedingungen überlebte Simone. Tragischerweise starb ihre Mutter noch vor der Befreiung des Lagers 1945 in Bergen-Belsen an Typhus.
Nach dem Krieg kehrte Simone Veil nach Frankreich zurück, wo sie ein Jurastudium an der Universität Paris absolvierte und eine Karriere als Richterin begann, wobei sie sich auf die Reform des Strafvollzugs und das Wohlergehen der Häftlinge konzentrierte. Ihre Kriegserfahrungen haben ihr Engagement für Gerechtigkeit und Menschenrechte tief geprägt. 1974 wurde sie zur Gesundheitsministerin ernannt, wo sie sich erfolgreich für das "Veil-Gesetz" von 1975 einsetzte, das die Abtreibung in Frankreich legalisierte und einen Meilenstein für die Rechte der Frauen darstellte. 1976 sprach Simone Veil in einem 14-minütigen Dokumentarfilm im französischen Fernsehen über ihre Erfahrungen als Deportierte, zu einer Zeit, in der die weit verbreitete Leugnung des Holocaust langsam nachließ.
Der Einfluss von Simone Veil reicht weit über Frankreich hinaus. Im Jahr 1979 wurde sie als erste Frau zur Präsidentin des Europäischen Parlaments gewählt und setzte sich für die europäische Integration und die Menschenrechte ein. Neben ihrer politischen Karriere engagierte sie sich weiterhin für die Erinnerung an den Holocaust. Als Präsidentin der Fondation pour la Mémoire de la Shoah (Stiftung für die Erinnerung an den Holocaust) spielte sie eine führende Rolle und sorgte dafür, dass die Erinnerung an den Holocaust für künftige Generationen bewahrt wurde.
In ihrem Memoiren schilderte Simone Veil ihre persönlichen Erfahrungen und ihr Engagement für den Wiederaufbau nach den Schrecken der Shoah. Ihr Vermächtnis wurde 2018 weiter gefestigt, als sie zusammen mit ihrem Ehemann Antoine im Pariser Panthéon beigesetzt wurde, eine Ehre, die bisher nur wenigen Frauen zuteil geworden ist.