#Biographie - Deutschland

Ilse Koch

Die Hexe von Buchenwald - so wurde sie von den Häftlingen genannt. Sie kleidete sich aufreizend, um die bewachten Männer zu verhöhnen - wenn ein Häftling sie ansah, wurde er verprügelt. Überlebende von Buchenwald erinnerten sich auch an ihre Vorliebe für tätowierte menschliche Haut, aus der sie beispielsweise Buchumschläge und Messeretuis anfertigte. Dies wurde in ihrem Prozess nicht bewiesen, aber Ilse Koch ging trotzdem als eine der grausamsten Frauen des Zweiten Weltkriegs in die Geschichte ein.

Im Alter von 26 Jahren trat sie in die NSDAP ein. In der Partei lernte sie ihren zukünftigen Ehemann Karl Koch kennen, mit dem sie von Heinrich Himmler persönlich verkuppelt wurde. Sie heirateten 1936, und Karl Koch wurde Kommandant eines Konzentrationslagers. Das Lager war von einem Buchenwald umgeben, so dass der neue Verwalter Himmler vorschlug, das Lager Buchenwald zu nennen. In der Zwischenzeit wohnten Herr und Frau Koch in einer eigens dafür gebauten Villa neben dem Lager. In dieser Umgebung brachte Ilse Koch ihr erstes Kind zur Welt. Danach begann sie, sich stärker für die Angelegenheiten des Lagers zu interessieren. Ehefrauen anderer SS-Männer erinnerten sich, dass sie es genoss, die Häftlinge beim stundenlangen Appell nackt zu sehen. Nach dem Krieg sagten Zeugen aus, dass sie den Appell für tätowierte Häftlinge anordnete. Sie befahl ihnen, sich von der Taille aufwärts auszuziehen. Sie schaute sich die Tätowierungen genau an, und diejenigen mit den interessantesten Zeichnungen wurden später auf ihren Befehl hin getötet. Auch auf ihr Drängen hin wurden die Gefangenen länger und härter als üblich geschlagen und gequält. Auch ihr Ehemann musste sich ihren Überredungskünsten beugen, den sie  beispielsweise darum bat, Häftlinge von der Klippe des Lagersteinbruchs zu werfen. 

Sie lief auch gerne mit nackten Brüsten herum, und wenn ein Gefangener sie ansah, wurde er im besten Fall mit einer Tracht Prügel bestraft. Sie ritt gern auf Pferden, und um dieses Bedürfnis zu befriedigen, ließ der Kommandant für sie eine Reithalle bauen, in deren Mitte Spiegel aufgestellt wurden, damit Ilse sich darin betrachten konnte. Während der Bauarbeiten starben 30 Häftlinge an Erschöpfung. Auch Ausritte durch die Landschaft waren keine Seltenheit, und mehr als einmal trampelte sie dabei Häftlinge nieder. Da sie Tiere liebte, ließ sie in der Nähe des Lagers einen Zoo errichten. Darin gab es Bären, Wölfe und sogar Affen. Die Ehe von Ilse und Karl Koch war nicht glücklich - im Lager hatte die Frau des Kommandanten zahlreiche Liebschaften. Außerdem meldete Ilse Koch der Polizei, dass ihr Mann illegale Geschäfte machte, obwohl sie gleichzeitig an den direkten Vorgesetzten ihres Mannes schrieb und seine Unschuld beteuerte. Karl Koch wurde versetzt und wurde Kommandant von Majdanek, einem Todeslager in Ostpolen, während Ilse Koch in Buchenwald blieb. 

Schließlich wurden beide wegen Korruption, Unterschlagung und Betrug vor Gericht gestellt. Er wurde zum Tode verurteilt, während Ilse Koch vom Gericht freigesprochen wurde. Nach dem Prozess zog Ilse im Frühjahr 1945 in die Nähe von Stuttgart. Inzwischen hatten die Amerikaner das Lager im April befreit. Die ersten Zeugenaussagen von Überlebenden führten dazu, dass nach Ilse gesucht wurde und sie bald verhaftet wurde. Sie wurde in Dachau inhaftiert, einem provisorischen Gefängnis, wo sie auf ihren Prozess wartete. In der Zwischenzeit wurde sie schwanger, weigerte sich aber, den Vater des Kindes preiszugeben. Wahrscheinlich wollte Ilse Koch durch ihre Schwangerschaft einer Bestrafung vor Gericht entgehen. Der Prozess fand in den Medien ein großes Echo. Ilse Koch wurde am 14. August 1947 zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Kalte Krieg und die Erwärmung der Beziehungen zwischen den USA und Westdeutschland führten zu einer Revision des Urteils, die auf breite Kritik stieß. Im Jahr 1948 stand sie erneut vor Gericht, diesmal in Deutschland, wo Koch ebenfalls zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.

Im Jahr 1967 beging sie im Gefängnis Selbstmord. 

 

Photos