Hanna Reitsch wurde am 29. März 1912 in Hirschberg (heute Jelenia Góra, Polen) in eine Arztfamilie geboren und hatte zwei Geschwister. Sie träumte schon als kleines Kind davon, Pilotin zu werden, und besuchte oft die örtlichen Flugvereine. Sie begann zwar ein Medizinstudium, doch im Jahr 1932 gelang es ihr, eine Pilotenlizenz zu erhalten, und sie brach später das Studium ab, um eine professionelle Versuchspilotin zu werden.
In den darauffolgenden Jahren testete sie sowohl vor als auch während des Krieges verschiedene zivile und militärische Flugzeuge, wobei sie durch mehrere Unfälle verschiedene Verletzungen davontrug. Für ihre Erfolge wurde sie – als eine von nur wenigen deutschen Frauen – mit dem Eisernen Kreuz I. und II. Klasse ausgezeichnet und wurde zum Propagandastar im Dritten Reich. Ihre politische Einstellung zum Nationalsozialismus kann im Allgemeinen als „naiv“ bezeichnet werden, sie unterbreitete Hitler im Jahr 1944 aber auch den Vorschlag, „Selbstopfer“-Flugzeuge zu verwenden, was dieser jedoch ablehnte. Nachdem Hermann Göring am 23. April 1945 von seinen Aufgaben als Oberbefehlshaber der Luftwaffe suspendiert wurde, flog Reitsch am 26. April 1945 den deutschen Feldmarschall der Luftwaffe Robert Ritter von Greim nach Berlin, damit Hitler diesen persönlich zum neuen Oberbefehlshaber der Luftwaffe ernennen konnte. Während des Fluges in das bereits von der Roten Armee eingekesselte Zentrum Berlins geriet ihr Flugzeug unter Flakbeschuss.
Dabei wurde Greim am rechten Fuß verwundet und Reitsch übernahm die Kontrolle und landete im Tiergarten. Nach einem mehrtägigen Aufenthalt im Führerbunker flogen die beiden in der Nacht vom 28. auf den 29. April mit dem letzten Flugzeug von der Ost-West-Achse zum Hauptquartier von Karl Dönitz in Norddeutschland und später nach Tirol. Nach dem Krieg setzte Hanna Reitsch ihre Karriere als Versuchspilotin fort, gewann verschiedene Wettbewerbe und leitete Flugschulen in Indien und Ghana. Sie starb am 24. August 1979 in Frankfurt am Main.