Während seiner Betriebszeit waren in Neuengamme und seinen Außenlagern etwa 104.000 bis 106.000 Häftlinge untergebracht, darunter etwa 13.500 Frauen. Die größten Gruppen von Gefangenen waren Sowjets, Polen, Franzosen, Deutsche, Niederländer, Dänen und Belgier. Anfänglich waren nur wenige Juden untergebracht, doch bis 1944 stieg die Zahl der jüdischen Gefangenen in Neuengamme auf etwa 13.000 an.
Das Lager diente in erster Linie der Zwangsarbeit: Die Häftlinge wurden auf dem Bau, in Ziegeleien, bei der Flussregulierung und in der Rüstungsproduktion eingesetzt. Die Bedingungen waren brutal und gekennzeichnet durch unzureichende Verpflegung, Unterbringung und medizinische Versorgung, was zur Verbreitung von Krankheiten wie Lungenentzündung, Tuberkulose und Typhus führte. Bei einer Typhusepidemie im Dezember 1941 starben mehr als 1.000 Häftlinge. Die Häftlinge wurden auch geschlagen, willkürlich bestraft und systematisch getötet, wobei diejenigen, die zu schwach waren, um zu arbeiten, in Euthanasie-Tötungszentren geschickt wurden.
An den Häftlingen wurden medizinische Experimente durchgeführt, darunter Versuche zur Bekämpfung von Typhus und Tuberkulose. Die etwa 80 Außenlager des Lagers waren über ganz Nord- und Mitteldeutschland verteilt und dienten der Zwangsarbeit in verschiedenen Industriezweigen.
Gegen Ende des Krieges stieg die Zahl der Todesopfer in Neuengamme und seinen Außenlagern sprunghaft an. Allein im Februar 1945 starben fast 2.500 Häftlinge. Mit dem Herannahen der britischen Truppen evakuierte die SS im April 1945 etwa 9.000 Häftlinge in Richtung Lübeck und ermordete die meisten der verbliebenen 3.000 Häftlinge im Lager. Die britischen Truppen trafen am 4. Mai 1945 ein. In einem tragischen Ereignis verloren etwa 7.000 Häftlinge, die meisten von ihnen aus Neuengamme evakuiert, ihr Leben, als die Briten am 3. Mai zwei Schiffe mit ihnen angriffen.
Aus dem Sterberegister geht hervor, dass bis zum 10. April 1945 etwa 40.000 Häftlinge in Neuengamme starben, weitere 15.000 starben möglicherweise in der folgenden Woche und während der Evakuierung.
Heute dient die Gedenkstätte Neuengamme als Ort des Gedenkens und der Bildung. Sie umfasst erhaltene Überreste des Lagers, ein Museum und pädagogische Ressourcen, die ein umfassendes Verständnis der Geschichte des Lagers und seiner Rolle im Holocaust vermitteln.
+494 0428 131 500 neuengamme@bkm.hamburg.de