Rudolf Böhmer war noch ein Junge, als sein Leben aus den Fugen geriet. Als Angehöriger der ethnischen Minderheit der Sinti gehörte er zu einer Gemeinschaft, die in Europa lange Zeit Vorurteilen und Ausgrenzung ausgesetzt war. Unter dem Naziregime eskalierte diese Diskriminierung zu einem Völkermord, als Sinti und Roma systematisch zur Zielscheibe dessen wurden, was heute als Porajmos oder „Die Verschlingung“ bekannt ist.
Im Jahr 1942 ordnete Heinrich Himmler die Deportation von Sinti und Roma in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau an. Rudolfs Eltern und seine drei Schwestern wurden dort in das neu eingerichtete „Zigeunerfamilienlager“ gebracht, wo sie später ermordet wurden. Im Mai 1944 verfolgten und verhafteten Beamte der Kriminalpolizei den damals 15-jährigen Rudolf und deportierten ihn ebenfalls dorthin, wo er vom Schicksal seiner Familie erfuhr.
Nach der Liquidierung des Familienlagers in Auschwitz wurde Rudolf zusammen mit Hunderten anderer Sinti und Roma Männer und Jungen zur Zwangsarbeit in das Konzentrationslager Buchenwald geschickt. Aber auch hier wurde er als entbehrlich eingestuft. Innerhalb weniger Wochen schickte ihn die SS zurück nach Auschwitz, wo die meisten seiner Kameraden bei der Ankunft ermordet wurden. Rudolf gehörte zu den wenigen, die überlebten und konnte den Widrigkeiten trotzen, die sich gegen sein Volk auftürmten.
Anfang 1945 wurde Rudolf in den chaotischen letzten Monaten des Krieges in das Konzentrationslager Flossenbürg verlegt. Als die Nazis die Inhaftierten auf Todesmärsche zwangen, ergriff Rudolf die Gelegenheit zur Flucht und fand die Freiheit.
Nach dem Krieg versuchte Rudolf Böhmer, sein Leben neu aufzubauen, aber die Diskriminierung von Sinti und Roma im Nachkriegsdeutschland erwies sich als unüberwindbar. Wie so viele Überlebende seiner Gemeinschaft sah sich Rudolf mit systemischen Barrieren, Vorurteilen und mangelnder Anerkennung für das Leid, das er ertragen musste, konfrontiert. Rudolf Böhmer starb im Alter von nur 40 Jahren. Sein Leben ist ein beeindruckendes Zeugnis für menschliche Widerstandsfähigkeit, aber auch für die tiefgreifenden Auswirkungen von Generationen der Ausgrenzung.
Die Animation ist Teil des Projekts Persecution Through Their Eyes und ein Ergebnis der Zusammenarbeit mit der St. Joost School of Art & Design in Den Bosch und Breda.