In seinem neuesten Film „Blitz“ entführt uns der Regisseur und Produzent Steve McQueen in das London der Kriegszeit und zeigt nicht nur die Verwüstungen, die die Bombenangriffe der deutschen Luftwaffe anrichteten, sondern auch die Widerstandsfähigkeit, Vielfalt und Komplexität der Menschen, die mit den Folgen der Angriffe zu kämpfen hatten. Der Film, der erstmals auf Apple TV+ gezeigt wird, erinnert an die persönlichen Schicksale, die oft von den großen Erzählungen über den Krieg überschattet werden.
Von September 1940 bis Mai 1941 stand London während des so genannten Blitzkriegs unter ständigem Beschuss. Die deutsche Luftwaffe ließ Wellen von Bombenangriffen los, die ganze Stadtteile in Schutt und Asche legten und Zehntausende töteten. Doch in diesem Chaos hielten ganz normale Menschen durch, schlossen sich zusammen und bewiesen bemerkenswerten Mut. McQueen’s „Blitz” legt den Fokus auf diese unerzählten Geschichten, mit besonderem Augenmerk auf die Stimmen, die in den traditionellen Berichten oft ausgelassen werden.
Im Gegensatz zu Filmen, die die Militärgeschichte verherrlichen, richtet dieser Film seine Linse auf die Zivilistinnen und Zivilisten – Frauen, Kinder und schwarze Britinnen und Briten – die erheblich zu den Kriegsanstrengungen beitrugen. Indem er sich auf diese unterrepräsentierten Geschichten konzentriert, beschreibt McQueen die historischen Ereignisse aus einer neuen Perspektive und bietet einen umfassenderen Blick auf die soziale Dynamik dieser Zeit. Sein Protagonist George, ein Junge mit einem weißen und einem schwarzen Elternteil, der die Gefahren des vom Krieg zerrissenen Londons meistert, dient als Beispiel für die übersehenen, aber entscheidenden Beiträge von gesellschaftlichen Minderheiten während des Blitzkriegs.
Menschlichkeit inmitten von Trümmern
Einer der beeindruckendsten Aspekte von „Blitz” ist die Darstellung der unterirdischen Bunker Londons, in denen die Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner vor den Bombenangriffen Zuflucht suchten. In diesen beengten Räumen fängt Steve McQueen die raue Wirklichkeit des täglichen Überlebens im Krieg ein: die Vermischung der Klassen, die unausgesprochenen rassistischen Spannungen und die kleinen Momente der Freundlichkeit, die die Hoffnung am Leben erhalten. In diesen Szenen geht es nicht nur darum, dem Tod zu entgehen, sondern auch um den Kampf, die Menschlichkeit zu bewahren, wenn das Leben über der Erde zerstört ist.
McQueens Entscheidung, sich auf diese Schauplätze zu konzentrieren, ist nicht zufällig. Der Blitzkrieg war nicht nur ein physischer, sondern auch ein psychologischer Kampf, der die Menschen zwang, sich ihren Ängsten, Vorurteilen und Schwächen zu stellen. Wie der Regisseur in einem Interview sagte: „Während wir gegen die Nazis kämpften, kämpften wir auch gegen uns selbst“. Diese Dualität des äußeren Krieges und der inneren Abrechnung macht den Film ebenso zu einer Geschichte der gesellschaftlichen Reflexion wie zu einem historischen Drama.
Erinnerung und Repräsentation
Der Film „Blitz” ist nicht nur eine Nacherzählung der Geschichte, sondern auch eine Aufforderung, die Art und Weise, wie wir uns an die Vergangenheit erinnern und sie darstellen, neu zu bewerten. McQueens Fokus auf die „vergessenen“ Beteiligten des Krieges, wie etwa Frauen, die in Fabriken arbeiteten, Kinder, die aus ihren Häusern vertrieben wurden, und Immigrantinnen und Immigranten, die zum Zivilschutz beitrugen, stellt die traditionellen, von Männern dominierten Erzählungen in Frage, die lange Zeit das Kino zum Thema des Zweiten Weltkrieges bestimmt haben.
Indem er diese unterrepräsentierten Geschichten in den Mittelpunkt stellt, sorgt McQueen dafür, dass der Film auch beim zeitgenössischen Publikum Anklang findet, und regt so zum Nachdenken über Inklusion, Identität und das anhaltende Echo der Kämpfe der Kriegszeit an.
Warum „Blitz” heute von Bedeutung ist
In einer Welt, die immer noch mit Konflikten und Vertreibung zu kämpfen hat, ist „Blitz” besonders aktuell. Der Film erinnert uns daran, dass die wahren Kosten des Krieges nicht nur von Soldaten, sondern von ganzen Gemeinschaften getragen werden. McQueens Betonung der Allgemeingültigkeit von Leiden und Widerstandsfähigkeit bietet eine bildgewaltige Linse, durch die man sowohl die Geschichte als auch aktuelle Ereignisse betrachten kann.
Das Vermächtnis des Londoner Blitzkrieges lebt in unzähligen Formen weiter: in den wieder aufgebauten Vierteln der englischen Hauptstadt, in den Geschichten, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, und in den Gedenkstätten und Museen, die diesem entscheidenden Kapitel des Zweiten Weltkriegs gewidmet sind. Der neue Film „Blitz” reiht sich nun in diese Liste ein.