8. August 2024

Die Olympischen Spiele – Eine Gelegenheit zu strahlen

Alle Augen sind derzeit auf Paris gerichtet, da die Stadt die Olympischen Spiele 2024 ausrichtet, ein großes Sportereignis, das die Geschichte der Menschheit seit Jahrhunderten begleitet. Die Olympischen Spiele zeigen nicht nur sportliche Fähigkeiten, sondern spiegeln auch die Entwicklung von Gesellschaft, Kultur und Politik wider. In diesem Artikel befassen wir uns mit den umstrittensten Olympischen Spielen aller Zeiten – den Sommerspielen von 1936 in Berlin, Deutschland.

Die Olympischen Spiele werden oft durch die Linse der politischen Einflussnahme betrachtet, da eine einwandfreie Organisation der sportlichen Wettkämpfe die Chance bietet, den Ruf des Landes und seiner Politikerinnen und Politiker erheblich zu verbessern. Regierungschefs nutzen häufig den Erfolg der Olympischen Spiele und die damit verbundene Medienwirksamkeit, um ihr Image und ihren Ruf weltweit zu verbessern. Besonders deutlich wurde diese Dynamik bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin. 

© German Federal Archive

Während der ersten Olympischen Spiele in Deutschland versuchte Diktator Adolf Hitler, die Welt davon zu überzeugen, dass er kein faschistischer Führer, sondern ein großer Menschenfreund war (vgl. Von Tunzelmann: The Shameful Legacy, 14. Juni 2012). Wie Jean-Marc Dreyfus in seinem Buch “The Berlin Reports” feststellte, lud er die Weltelite des Sports in die deutsche Hauptstadt ein, wollte das nationalsozialistische Regime mit der Einladung der Weltelite des Sports in die deutsche Hauptstadt seine Offenheit, Friedfertigkeit und Gastfreundschaft demonstrieren und gleichzeitig alle Vorahnungen über das, was kommen würde, ausräumen. 

Sportswashing   

Die Olympischen Spiele 1936 in Berlin waren ein eklatanter Fall von Sportswashing, lange bevor sich der Begriff etablierte. Er beschreibt die Praxis von Nationen oder Unternehmen Sport zu nutzen, um ihr Ansehen durch die Ausrichtung von Sportveranstaltungen, den Kauf oder das Sponsoring von Sportmannschaften oder die Teilnahme an einer Sportart zu verbessern.  

Diese Strategie wird häufig von autoritären Regierungen eingesetzt, um die Aufmerksamkeit von Menschenrechtsverletzungen abzulenken oder Verbrechen und Skandale zu vertuschen. Im Falle der NSDAP ermöglichten die Olympischen Spiele Deutschland, nach der beschämenden Niederlage im Ersten Weltkrieg und den hohen Reparationszahlungen, die das Land so lange lähmten, wieder als Mitglied der internationalen Gemeinschaft anerkannt zu werden (vgl. Dreyfus: Les Rapports de Berlin, S. 165). 

Der große Sieger der Olympischen Spiele von Berlin 1936   

Der herausragende Sieger der Olympischen Spiele 1936 in Berlin war der schwarze US-amerikanische Leichtathlet James Cleveland “Jesse” Owens (1913-1980), der vier Goldmedaillen in den Disziplinen Sprint und Weitsprung gewann. Er wurde zum erfolgreichsten Athleten in Berlin, da er in den Disziplinen 100- und 200-Meter-Lauf, 4 –mal-100-Meter-Staffel und Weitsprung alle seine Konkurrenten übertraf. 

In seinem Artikel “The Nazi Olympics of 1936” behauptet Arnd Krüger, dass die außergewöhnlichen Leistungen schwarzer Sportler während der Olympischen Spiele 1936 in Berlin von der deutschen Führung zähneknirschend geduldet wurden, weil sie von den Leistungen der jüdischen Sportler ablenkten, die das eigentliche Ziel des Regimes waren. 

© German Federal Archive

Eine ungewöhnliche Freundschaft 

Während des Weitsprungwettbewerbs freundete sich Jesse Owens mit dem zweitplatzierten deutschen Leichtathleten Carl Ludwig Hermann "Luz" Long (1913-1943) an, mit dem ihn eine lange Brieffreundschaft verbinden sollte. Jesse Owens erkannte an, dass es Long viel Mut kostete, sich vor Hitler mit ihm anzufreunden, und er war dankbar für dessen Unterstützung bei den Sprungwettbewerben (vgl. Schwartz: Owens, 2007). 

Trotz seiner glorreichen sportlichen Erfolge in Berlin erhielt Owens nach seiner Rückkehr in die Heimat nicht die Anerkennung, die er verdient hätte, denn in den Vereinigten Staaten von Amerika herrschte zu jener Zeit strikte Rassentrennung (vgl. Schaap: Triumph, S. 211). 

Während die Olympischen Spiele 2024 in Paris gefeiert werden, haben Athletinnen und Athleten aus aller Welt noch bis Sonntag, 11. August 2024, die Möglichkeit, ihr Können vor ihren Fans und dem Weltpublikum unter Beweis zu stellen. Im Anschluss an die Olympischen Spiele finden von Mittwoch, 28. August 2024, bis Sonntag, 8. September 2024, die Paralympischen Spiele statt, die seit 1948 organisiert werden. 

© International Olympic Committee

Möchten Sie mehr über dieses Thema erfahren? Hier finden Sie Quellen und weiteres Lesematerial:  

Augustin, Jean-Pierre and Gillon, Pascal: L’Olympisme. Bilan et enjeux géopolitiques. Paris 2004. 

Blaizeau, Jean-Michel: Les Jeux Défigurés: Berlin 1936. Paris 2012. 

Dreyfus, Jean-Marc (ed.): Les Rapports de Berlin: André François-Poncet et le National-socialisme. Paris 2016. 

Hilton, Christopher:  Hitler's Olympics. The 1936 Berlin Olympic Games. Gloucestershire 2006. 

Kreuzpaintner, Karin: Olympia: Mythos, Sport und Spiele in Antike und Gegenwart. Petersberg 2012. 

Krüger, Arnd: The Nazi Olympics of 1936, in Kevin Young and Kevin B. Wamsley (eds.): Global Olympics: Historical and Sociological Studies of the Modern Games. Oxford 2005, pp. 43–58. 

Schaap, Jeremy: Triumph. The Untold Story of Jesse Owens and Hitler's Olympics, New York 2007. 

Schwartz, Larry: Owens Pierced a Myth. In ESPN (ESPN.com: Owens pierced a myth). Year of publication: 2007. Last opened on 5 August 2024. 

Von Tunzelmann, Alexander: The Shameful Legacy of the Olympic Games. In The Guardian (https://www.theguardian.com/film/2012/jun/14/shameful-legacy-olympics-1936-berlin). Date of publication: 14 June 2012. Last opened on 25 February 2023. 

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