#Biographie - Deutschland

Ilse Schier

Die Deutsche Ilse Schier verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Ostpreußen, dem östlichsten Teil des Deutschen Reichs. Als sie zwölf Jahre alt war, übernahmen ihre Eltern ein Geschäft in Schillen (Szillen). Ihr idyllisches Landleben fand mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ein abruptes Ende.

Ihr Vater wurde nach Polen an die Front geschickt, und selbst der Lastwagen der Familie wurde beschlagnahmt. Schon bald musste ihre Mutter das Geschäft aufgeben. Die Lage änderte sich 1940 mit dem Angebot von Ilses Tante, ihre Gaststätte in Berlin an die Eltern zu verkaufen. Im März 1941 zogen sie in die Hauptstadt, wo sich Ilse nicht nur an die Großstadt, sondern auch an das Leben im Krieg gewöhnen musste: Lebensmittelrationierung und Fliegeralarm wurden Teil des Alltags. Mit 20, kurz vor der Geburt ihrer Tochter, kehrte sie nach Schillen zurück, um von dort 1945 dann doch wieder vor den heranrückenden sowjetischen Truppen mit dem Kind nach Berlin fliehen zu müssen. Ilse Schier verbrachte die letzten Kriegstage mit ihrer einjährigen Tochter in einem Luftschutzkeller. Die Leiden waren damals fast unerträglich für sie. Als die sowjetischen Truppen die Stadt übernahmen, waren Plünderung und Vergewaltigung eine ständige Bedrohung. Deshalb war sie sehr erleichtert, als der südwestliche Teil Berlins, in dem sie lebte, von den US-Truppen besetzt wurde. Sie bekam einen Job in einem amerikanischen Offiziersklub, aber sie verachtete die Frauen, die Beziehungen mit GIs eingingen. Nicht einmal den Hunger akzeptierte sie als Entschuldigung. Im August 1945 kehrte ihr Ehemann aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurück. Die junge, wiedervereinigte Familie begann ein neues Leben mit der Eröffnung der Gaststätte „Kottbusser Klause“ im Jahr 1951, die im Berlin der Nachkriegszeit zu einer bekannten Adresse wurde.

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